Freitag, 12. Oktober 2018

Wahrheit und Wandlung Was Europa heute braucht von Vishal Mangalwadi


Wahrheit und Wandlung – Was Europa heute braucht
von
Vishal Mangalwadi

Ich fragte mich schon immer, warum die ersten Christen, warum die Reformatoren usw. effektiver waren, als wir Christen in unseren Tagen. Mangalwadi betont dabei etwas, dass ich bisher als ein Nebenprodukt des Evangeliums gesehen habe: Christus ist für mein persönliches Heil gestorben (das sah ich bis jetzt als die Hauptbotschaft des Evangeliums) und Christus ist für das Heil der Nationen gestorben (Das hätte ich bisher anders ausgedrückt.). Es ist klar, dass Jesus Christus das Reich Gottes nahe gebracht hat: Indem es im Herzen der Menschen beginnt, bis Jesus Christus wiederkommt. Mangalwadi betont nun aber auch die Königsherrschaft von Jesus Christus. Und da leuchtete mir auf, dass Calvin ja deutlich davon sprach, das nicht nur der Papst, sondern jeder Christ Anteil am dreifachen Amt von Christus hat. Dazu schreibt Eberhard Busch in seinem Buch „Gotteserkenntnis und Menschlichkeit – Einsichten in die Theologie Johannes Calvins“ (TVZ) aus Seite 93 und 94:

„Es war Calvins Einsicht, dass Christus als das eine Haupt der Kirche ein dreifaches Amt ausübt, das des Propheten, des Priesters und Königs; und er glaubte, dass das in sinnvoller Weise die Kirchenordnung zu bestimmen hat.“ Calvin sieht dies aber mit einem grossen Gestaltungsspielraum. „In seinem Genfer Katechismus von 1545 Fr. 42–44 wird deutlich, dass alle Christusgläubigen an dem dreifachen Amt Christi teilhaben. Nach ihm werden aber zugleich die Gemeinde der Christusgläubigen auch durch ein auch dreifaches Amt geleitet.“ Dass der Papst dies alles auf sich vereinigen will, ist ein christologisches Defizit. Den dieser Dienst ist der ganzen Gemeinde anvertraut, die darin völlig von Christus abhängig ist. Mit anderen Worten sie kann es nicht. Christus muss sie leiten. Busch beschreibt es so:
„Darum kann die von Menschen in der Kirche zu versehende Aufgabe nur eine im Dienste Christi als des einen Hauptes der Kirche sein, der der ein Prophet, Priester und König ist und bleibt.“ Die Problematik der sichtbaren und unsichtbaren Kirche, nimmt Busch auf Seite 96 auf: „Das apostolische Glaubensbekenntnis, das so genannte Credo, sagt im Zusammenhang des dritten Glaubensartikels: credo sanctam ecclesiam catholicam, ‚ich glaube die eine heilige , katholische Kirche‘. Damit wird auf eine Dimension der Kirche hingewiesen, die zu glauben ist und nicht direkt gesehen wird. Die Lehre von der Kriche wird dem Rechnung zu tragen haben. Calvin drückt dies im Genfer Katechismus von 1545 so aus:
„Die Kirche ist der Leib oder die societas der Gläubigen, die Gott zum ewiegen Leben erwählt hat.“ (Seite 96. Mit folgender Bemerkung: „Der Katechismus von 1546 vwar nach KII, 696 ein Gemeinschaftswerk, erstellt unter Beteiligung von a Lasco. Es blieb damals ungedruckt vor ihn: J.M: Reu, Quellen zur Geschichte des kirchlihcen Unterrichts in derevangelischen Kirche Deutschlands zwischen 1530–1600, Bd. I.3.2.3, Gütersloh 1924, 1103–1148; dort der oben zitierte Satz: 1133, Z. 24f.. Calvins Satz in; CStA Bd. 2,45,Z.2f.)
Während im christlichen Teil des Mittelalters normalerweise kein absoluter Staat entstand, weil die weltliche Macht um die göttliche höhere Macht wusste und auch ganz praktisch von der Kirche daran erinnert wurde, sollte gegen Ende des Mittelalter sich die sichtbare Kirche selber immer mehr absolut verstehen. Dies wollte die Reformation wieder korrigieren, was aber nicht alle des Establishments goutierten. Dies ist wohl einer der Hauptgründe für die darauf folgenden Auseinandersetzungen.

Zur Zeit stehen wir vor einer ähnlichen Herausforderung. Aber im Gegensatz zur Zeit der Reformation haben wir es nicht mehr mit Perversionen innerhalb des Christentums zu tun, sondern mit einem Auflösungsprozess des Christentums. In die nun entstehende kulturelle und geistliche Lücke versuchen andere Kräfte Macht und prägenden Einfluss zu gewinnen. Soweit war es mir klar. Mangalwadi macht nun auf etwas ganz gezielt aufmerksam und das ist beachtenswert. Dies möchte ich Ihnen nicht vorenthalten. Die Folgenden Zitate stammen aus dem Buch von Mangalwadi „Wahrheit und Wandlung – Was Europa heute braucht“:

„Weil Gott Israel auserwählte, um alle Völker der Erde zu heilen und zu segnen, musste Jesaja den engstirnigen Nationalismus seiner Landsleute korrigieren:“ (S.83 und 84 sowie 85): Es folgt ein Zitat aus Jesaja 19,21–25)

„Der Gedanke, dass die Wunden des Messias zur Heilung der Völker dienen, wirft ein theologisches Problem für den christlichen Individualismus auf: Für wen oder was ist Jesus gestorben?
Wenn Jesaja meinte, dass der Messias für die Heilung Israels leiden würde, stimmt das dann mit den Evangelien überein? Ist Jesus nur gestorben, um unsere Seelen in den Himmel zu bringen, oder ist er auch für die Heilung unserer Völker gestorben?“

„Könnte es sein, dass das individualistische Evangelium, das wir normalerweise hören nur eine Karikatur des biblischen Evangeliums ist?
Das Kreuz ist die ursprüngliche Quelle des westlichen Individualismus. Es inspirierte Reformatoren wie John Wyclif, Jan Hus, Martin Luther und William Tyndale, sich gegen die gesamte Tradition und Lehre ihrer Kirche zu stellen und ihr Leben zu riskieren. Doch der Individualismus des Kreuzes war etwas ganz anderes als sein säkulares Abbild. Der Individualismus des Kreuzes sagt: ‚Nicht mein, sondern dien Wille geschehe.‘ Am Kreuz ergab sich Jesus  dem Vater auf so radikale Weise, dass Gott das Leben seines Sohnes für die Welt geben konnte. Der säkularisierte Individualismus ist selbstbezogen; er sieht die Passion Christi als etwas, was für ‚mich‘ geschehen ist.“
Dieser nachgeahmte Individualismus liest die Evangelien mit gefärbter Brille und filtert alles heraus, was nicht zu der Annahme passt, Jesus sei nur gestorben, um unsere Seelen in den Himmel zu bringen. Dies hat zu einer Spiritualität geführt, die, wie Os Guinness sagt, ‚privat ansprechend, aber öffentlich irrelevant‘ ist. Sie wurde zur Ursache der kulturellen Wirkungslosigkeit der westlichen Gemeinde. Lassen Sie uns darum einmal ganz neu betrachten, wen der Messias heilte und wem er Barmherzigkeit erwies.“ (S. 84+85)

„Wer unsere Götter erschafft, der erschafft auch unsere Moral. Er wird dann eine Moral für uns erlassen, die seinen Interessen entspricht. Meine Freunde waren als ‚unberührbare‘ Angehörige einer niederen Kaste versklavt, weil sie das zweite Gebot nicht kannten, das sie daran gehindert hätte, zuzulassen, dass die Brahmanen Götter für sie erschaffen. Heute passiert genau das in der radikalfeministischen Bewegung in Amerika. Clevere Frauen erschaffen imaginäre Göttinnen für Frauen und ernten Anbetung, Reichtum und Sex für sich selbst.
Gott verbietet uns, Ebenbilder von ihm zu machen, weil er sein Ebenbild bereits gemacht hat, und das ist Ihr Nächster. Wenn Sie Gottes Ebenbild lieben und ihm dienen wollen, ist es Ihr Nächster, den Sie lieben müssen. Natürlich ist dieses Ebenbild Gottes durch die Sünde beschädigt. Aus diesem Grund am Jesus als sichtbares Ebenbild des unsichtbaren Gottes in die Welt.
Nach meinem Einsatz in jenem Dorf nahmen meine Freunde  Kredite auf und installierten eine Bewässerungssystem. Nachdem sie auf diese Weise bisher unbestelltes Land erschlossen hatten, schlugen die Männer aus der oberen Kasten sie zusammen und nahmen ihnen ihr Land weg! Das ist der Grund, weshalb das dritte Gebot uns lehrt, Gott zu fürchten“ (S. 161)

„Dieses sechste Gebot bedeutete, dass David, obwohl er von Gott zum König gesalbt war, kein Recht hatte, Uria umzubringen. Jeder Mensch hat ein gottgegebenes Recht auf Leben, das ihm nicht ohne Rechtfertigung genommen werden darf. Gott ist für das Leben. Jesus sagte, er sei gekommen, um Leben im Überfluss zu bringen.
Satan dagegen ist ein Mörder (Johannes 8,44). Je mehr Amerika zu einem Reich Satans wird, desto mehr wird sein Staatswesen die letzte Autorität über das Leben jedes Menschen beanspruchen. Schon jetzt hat es Eltern das Recht gegeben, zu entscheiden, welches Kind leben darf und welches getötet wird. Wenn die Kosten für die Pflege alter Menschen zu hoch werden, wird der Staat Kindern das Recht geben, zu entscheiden, ob die Eltern noch leben dürfen oder wann sie sterben müssen. In einer Kultur, in der Geld der Motor für alles ist, kann leicht in Vergessenheit geraten, dass ein Mensch unendlich viel wichtiger ist als alles Kapital.“ (S. 171)

Hier streift Mangalwadi das Thema eines absoluten Staates: Wer den biblischen Gott nicht mehr hat, wird sich selber oder jemand aus der Masse der Menschen oder irgendetwas anderes Liebenswertes zu seinem Götzen machen. Und jeder Götze wird uns versklaven. Nur Gott macht frei, weil er uns Menschen allen die gleiche menschliche Würde und unveräusserliche Menschenrechte mit seiner Absolutität zuspricht! Dies muss noch erklärt werden. Auf jedenfall, wenn diese höhere Dimension des Absoluten fehlt, werden wir u.a. auch den Staat zu einem absolutistischen Staat machen. (Ich weiss, absolutistische Staaten waren in der Vergangenheit römisch-katholisch geprägte Staaten wie Frankreich unter Louis XIV. Da er sich als Christ bezeichnete, konnte er sich nicht als Gottkaiser ausrufen. Er weitete aber die Bedeutung der Stellvertretung Gottes praktisch auf diese Weise aus … Und so stand er nicht mehr unter dem Gesetz Gottes, sondern glaubte über ihr zu stehen. Damals wurde er von den Hugenotten, den Reformierten als König akzeptiert, aber nicht als Götze. Damit haben die Hugenotten auch den Absolutismus abgelehnt. Das gab damals Probleme. In England führte diese Problematik zur Glorreichen Revolution und damit zu einer parlamentarischen Demokratie, die ihre Streitigkeiten nicht mehr auf dem Schlachtfeld sondern im Parlament mit Worten und einer freien Presse führten.)

„Viele Juden glaubten dem Evangelium des Paulus, aber ihre Anführer verfolgten Paulus, weil er durch seine Kreuzespredigt ihr gesamtes System ins Wanken brachte (Apg. 21,28). Die Römer verfolgten ihn dafür, dass er ihren Imperialismus zerstörte, indem er Jesus als Herrn predigte. Als Paulus zum Beispiel in Thessalonich verkündete, ‚dass dieser Jesus, den ich … euch verkündige, der Christus ist‘  (Apg. 17,3; Luther), fassten seine Gegner das so auf, dass er ‚gegen die Gesetze des Kaisers‘ verstosse und behaupte, ‚ein anderer sei König, nämlich Jesus (Apg. 17,7; Luther). Hatte sie Paulus missverstanden?
Wäre es ein Missverständnis gewesen, einen geistlichen König als politische Bedrohung aufzufassen, so hätten Paulus und die anderen Apostel dieses Missverständnis leicht aus der Welt schaffen können. Sie hätten es sogar vermieden, Jesus als Christus zu verkündigen, und sie darauf konzentriert, ihn nur als Erlöser zu predigen. Aber ihre Verkündigung war kompromisslos. Sie kannten Jesus als Herrscher ‚über alle Könige dieser Erde‘ (Offenbarung 1,5), und so verkündigten sie ihn auch. Sie glaubten sogar, eines Tages würden die Christen über die Völker der Erde herrschen (Offenbarung 2,26–27). Es war nicht anderes zu erwarten, als dass eine solche Verkündigung Verfolgung nach sich ziehen würde.“ (S. 195)

Es könnte sein, dass es manchen Christen schwerfällt, diese Einsicht in die Christologie des Paulus zu akzeptieren. Paulus selbst, so wenden sie vielleicht ein, habe doch gesagt: ‚Wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen.‘ (Epheser 6,12; Luther). Wie kann es Paulus dann um politische Reformen gehen?“ (S. 195)

Mangalwadi könne nachvollziehen, warum Christen aus offenen Gesellschaften Mühe haben dies nachzuvollziehen. Doch Paulus lebte damals nicht in einer offenen Gesellschaft. Redefreiheit bestand nicht wirklich. Die Kritikmöglichkeiten an den Mächtigen und der Gesellschaft war beschränkt. So wurde zum Beispiel der Kopf von Johannes dem Täufer abgehackt, weil er es wagte den König zu kritisieren. Interessanterweise war dieser König doch soweit von der Bibel beeinflusst, dass er genau dies nicht tun wollte. Zuerst sperrte er ihn ein und wollte so die Kritik an ihm zum Schweigen bringen. Andere Kräfte aber wollten noch weiter gehen, denen er dann erlag, obwohl er wusste, dass Johannes der Täufer Recht hatte und er vor Gott Busse tun hätte müssen. Aber die Menschenfurcht dieses Königs war wohl grösser als seine Gottesfurcht und so war er Sklave seiner Sünde und der dunklen Mächte. Er der offizielle König trat nicht für die Wahrheit und Freiheit seines Volkes ein.

 „Nur da, wo Freiheit als Rechtsstaatlichkeit verstanden wird, gibt es eine gewisse Freiheit für die Regierten. Ein Volk kann nur in dem Masse frei sein, in dem die Macht ihrer Regierung durch Gesetze begrenzt ist. Es gibt nur einen Test für politische Freiheit: Stehen die Herrschenden unter oder über dem Gesetz? Sobald menschliche Herrscher über dem Gesetz stehen, haben wir einen Staat der Herrschenden, keinen Rechtsstaat. Das ist potenziell kein freies Land, sondern eine Diktatur.“ (S. 197)

Woher kommt das Gesetz, dass uns Rechtssicherheit und eine gewisse Freiheit gibt?

„Echte Freiheit ist unmöglich in Gesellschaften, die nur menschliche Gesetze haben.
Nur wenn das absolute Gesetz von ausserhalb des Menschen kommt, kann es für alle Menschen bindend sein. Nur vor einem transzendenten Gesetz kann es echte Gleichheit aller Menschen geben. Könige und Gefangene könne dann vor dem Gesetz gleich sein, wenn das Gesetz auch über dem König steht. Transzendentes Gesetz setzt eine transzendenten Gesetzgeber voraus.“ (Seite 198)
Ohne das werden früher oder später die Richter zu Dienern der Exektuive.

Der Evangelist beschneidet die Macht der Mächtigen. Denn jeder hat im Himmel einen noch höheren König und Richter: Jesus Christus, vor dem jeder einmal Rechenschaft abgeben muss. Dies hat Folgen für das aktuelle UND das zukünftige ewige Leben. (Mangalwadi beschreibt dies schön auf Seite 200 – 201).

Auf Seite 203 zeigt Mangalwadi kurz, wie er aus sich nichts zu dieser Veränderung beitragen kann. Er erwähnt seine Eheprobleme, die Gott aus seiner Gnade allein zu Liebe führte. Wir brauchen übernatürliche Kraft, um in unserem Leben, in unserer Ehe und in unserer Gesellschaft Raum für Gottes Reich zu geben. Es ist ein geistlicher Kampf. Im letzten Kapitel ab Seite 395 zeigt er ganz praktisch, wie man Das Bildungswesen zurückerobern könnte. Davor hält er aber fest:
„Der Zusammenprall von Finsternis und Licht ist unvermeidlich. Wie jeder andere Krieg ist das Kreuz ein blutige Angelegenheit, die uns einen hohen Preis abverlangt. Das Einzige, was noch schlimmer ist als ein Krieg, ist, sich im Krieg zu befinden und nicht zu wissen, dass man sich im Krieg befindet, denn dann ist man mit Sicherheit verloren. Eine Gemeinde, die nicht gegen Korruption kämpfen will, wird von ihr vernichtet werden.“ (S. 313)

Das  Reich der Finsternis oder die Herrschaft des Teufels – nach Mangalwadi – besteht u.a. durch die Herrschaft durch Lügen, Aberglauben UND Korruption mit dem Ziel Menschen zu versklaven, zu erniedrigen und zu töten.

Davor hat er ganz praktisch die Auswirkungen der Korruption beschrieben, u.a. auch in Indien. In Bengalen begann die britische Herrschaft 1757. Dabei ermunterte die Britische Ostindien-Kompanie ihre Mitarbeietr , ihre Regierung in eine ‚öffentliche Räuberbande‘ zu verwandeln, indem die Korruption gefördert wurde. Als das britische Parlament die Korruption wieder eindämmen wollten, gelang es zunächst nicht. Robert Clive konnte nur durch die Loyalität seiner indischen Soldaten von den zweihundert britischen Offiziere gerettet werden. Laut Lord Macaulay zerstörrte daraufhin die britische Korruption die bengalische Wirtschaft und wurde so mitverantwortlich für eine Hungersnot von 1769 bis 1770, die mehrerer Millionen Menschen den Tod brachte (S. 275). Erst die methodistische Erweckung in England (ich vermute er meint die grosse Erweckung in England, Schottland und USA) konnten dies ändern. Die Herrschaft Satans wurde erheblich zurückgedrängt. „1947 bekamen Indien und Pakistan saubere, wenn auch nchit vollkommene Regierungen.“ (S. 275) Danach fragt er sich, warum „die meisten Christen in nicht-protestantischen Kulturen ohne erkennbares Schuldbewusstsein an der Korruption“ sich beteiligen.

Indien ist heute die bevölkerungsreichste Demokratie. Die Korruption verschlingt so viel Resourcen, dass sie dadurch 20% bis 100% so teuer produzieren. China macht dies viel besser und kann daher ihre Produkte billiger auf dem Weltmarkt anbieten. (S. 280) Daher gibt es heute in Indien stimmen, die gerne das totalitäre System von China übernehmen würden. (Es klingt ähnlich, wie Platon über die Demokratie in Athen dachte.) Es würde die Korruption verringern, da weniger bestochen werden müssen, würden sie wettbewerbsfähiger. Zugleich zeigt Mangalwadi auf, wie der gesamte Westen den ähnlichen Weg wie Indien beschreibt, indem die Korruption anwachsen wird und bereits tut. Wir Christen sind dagegen blind, weil wir im Westen – besonders in eins reformiert geprägten Ländern seit Generationen keine so hohe Korruption hatten, die uns niedergedrückt hätten.
„C.S. Lewis hatte recht, als er sagte, der post-christliche Westen halte eine bestechungsfreie Gesellschaft für selbstverständlich. Dabei ist sie ein grossartiger Segen, eine Frucht des Evangeliums. Lange wird es diese Frucht nicht mehr geben, denn ihre Wurzeln sind schon ausgegraben. Den Kampf gegen die sexuelle Korruption hat die Gemeinde Jesu im Westen bereits verloren; auf den Kampf gegen die wirtschaftliche Korruption ist sie völlig unvorbereitet.“ (Seite 274).

„Die evangelikale Szene Amerikas hat zur Korruption wenig zu sagen, weil Korruption für die durchschnittlichen Amerikaner schon seit ein paar Generationen kein wirkliches Problem mehr ist. Überall sonst auf der Welt freilich ist es ein Riesenproblem, und auch dem Westen wird es zunehmend zu schaffen machen, denn erstens ist der Westen wie ein Computer, bei dem die Antivirensoftware – das Evangelium – deinstalliert wurde, und zweitens ist der Westen mit einer Welt, in der Korruption belohnt wird, nicht nur verbunden, sondern auch immer stärker von ihr abhängig. Korruption ist eine höchst ansteckende und schwächende Krankheit. Ich hoffe, meine westlichen Leser werden Geduld mit meinem Illustrationen haben, die ich meiner eigenen (indischen) Kultur entnehme.“ (S. 274)

„Was hätte die Presse davon, wenn sie eine Enthüllung durch hartnäckige Berichterstattung im Bewusstsein der Leser wachhielte? Journalisten und Herausgeber verdienen mehr, wenn sie gerade genug Lärm machen, damit die Schuldigen sie mit Bestechungsgeldern zum Schweigen bringen.
Korruption verwandelt jede Einrichtung von einem Diner in einen Herrn. Korrupte Gesellschaften bringen keine Institutionen wie eine freie Presse oder eine unabhängige Justiz hervor, die die Freiheit des ‚kleinen Mannes‘ schützen können.

Korruption versklavt und zerstört, indem sie den Wert der Arbeit und der Leistung des Einzelnen aushöhlt.“ (s. 278)

„Das Christentum machte die westliche Demokratie zu einer Meritokratie, die den Wettbewerb um Spitzenleistungen förderte, weil es zur Rechtschaffenheit gehörte, Kompetenz höher zu bewerten als Beziehungen. Die Regierenden waren Hirten, die ihre Beamten aufgrund ihrer Verdienste ernannten. Dank der Bibel wurde die westliche Demokratie zu einem System, die die Vetternwirtschaft durch messbare Standards der Befähigung und Leitung zurückdrängte.
Der Säkularismus ohne biblische Vorgeschichte hat das alles in Indien umgedreht. Er hat eine ‚demokratische‘ Kultur geschaffen, die es einem ermöglicht, sich Vorteile, Möglichkeiten, Aufträge, Ämter und Beförderungen auf der Grundalge von Kasten- und Familienzugehörigkeit, Einfluss, Geld, heimlichen Absprachen und Gewalt zu verschaffen. Der post-christliche Säkularismus bewirkt nun genau das Gleiche in der westlichen Demokratie: in den Vereinigten Staaten wurde gerade ein Staatsbeamter abgesetzt, weil er versucht hatte, den von Präsident Obama freigegebenen Sitz im Senat an den Meistbietenden zu verkaufen. Dabei wäre es seine Aufgabe gewesen, den kompetentesten Politiker für dieses Amt zu nominieren.“ (S. 279)

Aber Korruption ist heilbar!

Mangalwadi schreibt dabei von sich selber, wie erfolglos er in Bundelkhand, Indien war (S. 252). Nicht nur in seiner Ehe, sondern auch hier ist er ganz auf Jesus angewiesen. Das lässt ihn auf Seite 255 auch „Das christliche Argument für die Hoffnung“ schreiben.

Seine eigene Zulänglichkeit, die u.a. so umschreibt:

„Wenn also meine Begrenztheit, Dummheit und Sündhaftigkeit schlüssig bewiesen sind, wie kann ich allen Ernstes hoffen, dass meine Anstrengungen oder die Anstrengungen anderer begrenzter und sündiger Menschen für eine bessere Zukunft im Reicht Satans sorgen werden?“ (S. 252)

Das Hauptproblem der aktuellen Christen sieht er, an ihrer eschatologischen Lähmung (S. 251). „Dieser Pessimismus raubt uns viel von der Motivation, den Übeln um uns her entgegenzutreten.“ Korrekt beschreibt Mangalwadi hier, wie der Faschismus, Nationalsozialismus und Kommunismus des 20. Jahrhundert und der zweite Weltkrieg die säkulare Hoffnung für die Zukunft der Menschheit zerstörte. Zugleich begannen die Gemeinden die Bibel „pessimistisch“ zu lesen. „die Bibel aus dem pessimistischen Blickwinkel ihrer Kultur zu lesen und ‚taufen‘ ihn mit Bibelversen und dispensationalistischer Theologie. Sie freute sich geradezu auf die Vernichtung des ‚Alten Planeten Erde‘, statt seine Erneuerung anzustreben.“ (S. 251)
Dabei haben wir Christen kein Recht zu behaupten, dass alles immer schlimmer werden müsse. Es ist sicherlich richtig, dass die alten Puritaner Postmillianisten waren. Ich als Amillianist glaube, dass beides zunimmt: Gottes Reich, weil das Evangelium verkündigt wird und auch das Unkraut, bis es dann am jüngsten Tag, also am letzten Tag dieser Geschichte, das Unkraut ausgerissen wird. Aber Mangalwadi hat sicherlich Recht: Der geistliche Kampf geht nicht gegen Menschen, sondern die Mächte dahinter (s. Bibel!). Und dieser Kampf findet aber in dieser realen Welt statt. Was, wenn wir Christen, wenn die das Volk Gottes nicht seine von Gott gegebener Auftrag wahr nimmt? Sind wir dann nicht mitschuldig für viel Leid auf dieser Welt, das nicht sein müsste? Denn Korruption ist heilbar. Nationen können geheilt werden. Vielleicht werden wir die wesentlichen Früchte von Gottes Wirken durch uns erst auf der neuen Erde wirklich erkennen können. Denn wir säen manchmal unter Tränen.

Kurz geht Mangalwadi auch auf Versuche von Nicht-Christen ein, gegen das Reich Satans anzutreten. Doch er will vor allem uns Christen aufrütteln, dass wir an Christus glauben, als König! Auf Seite 127 hält er fest, dass Bürger kein Eigentum des Staates sind. Wir sind keine Sklaven. Dieses Wissen führte dazu das Lincoln folgende Definition für Demokratie hatte:
„Regierung des Volkes, für das Volk, durch das Volk“. Dies soll direkt aus dem Vorwort zur Wyclif-Bibel stammen! (S. 127)

Auf dieser Basis können sicherlich auch Nicht-Christen an einer besseren Welt mit bauen. Aber das Salz der überzeugten Christen muss dafür sorgen, dass die Gesellschaft dieses Salz als belebend – und manchmal als auch beissend – erlebt. Denn selbst Christus provozierte ganz bewusst. Er war kein Leisetreter, der nur im Verborgenen wirkte. Nein: Ganz im Gegenteil: Er heilte am Sabbat und provoziert so ganz bewusst, das damalige religiöse Establishment. Anstelle, dass sie die Provokationen von Jesus aussassen, gingen sie gegen Jesus vor und zeigten so der ganzen Welt, wie verdorben sie waren. Damit gaben sie Jesus recht. Anstelle umzukehren und die Vergebung und Versöhnung mit Gott anzunehmen versteigerten sie viele noch mehr in ihre religiöse Selbstgerechtigkeit. Wieder andere liessen sich an Pfingsten, d.h. 90 Tage nach der Kreuzigung und Auferstehung von Christus ihre Verantwortung sagen und sie erlebten die Vergebung und Versöhnung durch Jesus Christus. (d.h. 40 Tage nach der Auferstehung von Jesu (=Ostern) und weitere 50 Tage nach Ostern war Pfingsten).

Doch „Heute ist der Westen, insbesondere Europa, eifrig damit beschäftigt, seine eigene Seele zu amputieren. Er verwirft die Quelle seiner Grösse, nämlich die durch Gottes Wort offenbarte Wahrheit, die den Wert jedes einzelnen Menschen definiert und  den Zweck und die Funktion des Staates umdefiniert. Der Westen verwirft die Quelle seiner Moral, Rationalität, der Familie und der Humanität: die intellektuelle Grundlage der Menschenrechte, der Gerechtigkeit, der Barmherzigkeit, der Fürsorge und der Bildung.
Ein Umstand, der mich als Inder angesichts dieser deprimierenden Situation tröstet, ist, dass Bollywood-Filme wie ‚TaareZameen Par‘ (‚Ein Stern auf Erden‘) versuchen, Indien zu verändern, indem sie unsere Kultur mit dem biblischen Gedanken der Würde eines jeden Kindes infiltrieren.“ „Seite 70)

Wenn das Boolywood kann, warum übernehmen wir Christen nicht auch unseren Part?

Dazu gehört sicherlich:

Aufzuhören mit dem Pessimismus. Wer ständig auf die Probleme schaut, wird nicht die biblische Wahrheit erkennen, dass Gott aus Problemen Chancen machen kann. Wir müssen mehr auf Christus und sein Wirken schauen. Darum: Leere uns Weisheit Herr! Dazu gehört die Bibel wirklich in ihrer ganzen Herausforderung zu lesen. UND ehrlich mit Gott zu kommunizieren, d.h. zu beten. Daher: Lehre uns beten Herr!!!!

Um Weisheit zu lehren, benötigen wir Gottesfurcht anstelle Menschenfurcht: Gottesfurcht ist noch nicht die ganze Weisheit. Sie ist erst der Anfang!

Lehre uns mit Wort und Tat Dich Gott zu lieben und den Nächsten wie uns selbst, denn wir können es nicht aus uns selber!

Vergibt uns. Wie viel versage ich? Aber nicht ich, sondern Du bist wichtig und machst alles gut, lieber Heiland. Denn Du bist unser Heiland. Kein Mensch – auch wenn er sich als Heiland ausgibt, wie die alten heidnischen römischen Kaiser und auch moderne Gurus – sind nicht mit Deinem Heil zu vergleichen. Nur Du, Jesus, bist auch für mich gestorben. Du bist der wahre und gute Hirte, der für mich, Dein Schaf, das Leben gelassen hat und Du wirst mich halten, auch wenn ich manchmal dumm rumblöcke und gefährliche Irrwege gehen will …

Gott allein sei ehre. Komm Herr Jesus bald. Vorher aber mache uns weiser, barmherziger, liebevoller, intelligenter, fruchtbarer, lebendiger, treuer, wahrer, versöhnlicher usw. Nur in Dir, werden wir heil und finden wir Ruhe. Darum sei immer bei uns, damit wir Dir nicht davonlaufen und alles noch schlimmer machen.

Amen


PS:
S. 274:
„Das Evangelium hat die Korruption geheilt, und das ganz ohne diktatorische Staatsformen und ohne schnelle und brutale Justiz nach islamischer oder marxistischer Art.“

S. 275
„Die Frage ist: Warum beteiligen sich die meisten Christen in nicht-protestantischen Kulturen ohne erkennbares Schuldbewusstsein an der Korruption? Wenn die Braut Christi Kompromisse mit dem Bösen eingeht und anfängt, als Satans Mätresse zu leben, gebiert sie den Tod. Der Ruf, sich gegen Korruption zu stellen, ist schlicht und einfach ein Ruf an die Gemeinde, die Braut Christi zu sein, die Frucht des Geistes hervorzubringen und eine Art von Heiligkeit zu gebären, die über menschliches Vermögen hinausgeht.“

Auf die Problematik des Drucks in sehr korrupten Ländern Bestechungsgeldern zu zahlen, meint Mangalwadi:
„Es ist grossartig, ein Waisenhaus zu bauen, aber müssen Sie um Ihrer Kinder willen nicht auch eine Nation bauen, in der sie einmal in der Lage sein werden, einen Job zu finden, ohne jemanden zu bestechen, und mit Integrität, Würde und Stolz zu leben?“
Gerade in sehr korrupten Gesellschaften ist das aber nicht einfach. Dann bekommt man unter Umständen kein Wasser, weil man keine Bestechungsgelder zahlt. Es scheint mir, in korrupten Ländern handelt es sich um Schamgesellschaften. Mangalwadi umschreibt ganz praktisch wie Schamgesellschaften funtkionieren: Sünde, also auch Korruption darf gelebt werden, solange es nicht ans Licht kommt. Das führt zu irrsinnigen Verhaltensmustern. Können so nicht auch gewisse Ehrenmorden erklärt werden? Oder man denke, wie sogar die eigenen Kinder die Verbrennung Ihrer Mutter anstreben, wenn sie Witwe wurde, die sogenannte Sati, um die Ehre der Familie zu „retten“ oder sogar zu „fördern“.
Ganz anders wird es, wenn eine Gesellschaft erkennt, dass die Scham nicht das Schlimmste ist. Wenn sie weiss, dass Jesus Christus für ihre Sünde gestorben ist. Nun darf man zu seinen Sünden stehen und sie Christus hinlegen und wissen, dass Jesus am Kreuz  dafür gestorben ist. Nun wird man frei von der Scham, von der Sünde und vom sich verstecken und  verstellen müssen.

„Korruption ist die Antithese zum Gedanken einer freien (ohne Zwänge funktionierenden) Wirtschaft, der aus der Rückkehr zu einer biblischen Spiritualität durch die europäische Reformation erwuchs.“ (S. 280)

„Nicht hat die Würde des ‚Souveräns‘ (also des Bürgers) der Republik Indien so sehr verletzt wie die Korruption im indischen Staatswesen.“ (S. 280)

„Wenn man gezwungen ist, Bestechungsgelder zu zahlen, ist man kein freier Bürger mehr. Man akzeptiert den Status eines dressierten Tieres, das für andere arbeitet und wirtschaftet, aber nicht für sich selbst.“ (S. 281)

„Korruption wäscht wie ein Krebsgeschwür“ (S. 281)

„“... bis schliesslich auch Ihr Propheten (die Presse) und Gemeindepriester (einschliesslich) mancher Bischöfe christlicher Konfessionen) korrupt sind.“ (S. 282)

„Für die ‚Mächtigen‘ ist Korruption ein Vorteil. Die ehrlichen Leute dagegen nehmen war, dass ehrliche, harte Arbeit ein Nachteil ist.“ (S. 282)

„Korruption ist eine landesfeindliche Aktivität und eine Sünde gegen Gott“ (s. 283)
„Bestechung stellt die Liebe zum Geld über die Nächstenliebe.“ (S. 283)

„Korruption wurzelt in Habgier.“ (S. 285)

Auf Seite 284 beschreibt er, wie der Sozialismus die Korruption in Indien gefördert hat. „Der Kapitalismus begrenzt die staatliche Macht und vermindert dadurch die Gelegenheiten zur Vorteilsnahme. Wo private Unternehmen im freien Wettbewerb miteinander stehen, müssen die Kunden niemanden bestechen. An Privatschulen zum Beispiel wird meist besser unterrichtet. Doch wie Amerika gerade feststellt, ermuntert der Kapitalismus dazu, Eigeninteressen zu verfolgen. Insofern ist er an sich alles andere als eine Ideologie, die Moral fördert.
Um moralisch zu bleiben und dabei erfolgreich zu sein, braucht das kapitalistische Wirtschafssystem eine kulturelle Kraft – eine Kirche, eine Heilige Schrift, ein Bildungssystem – die beständig die moralische Muskeln einer Gesellschaft stärkt.“ (S. 284) (Der Calvinismus, klassische reformierte Theologie, Puritaner und calvinistisch geprägte Baptisten machten gerade das nicht schlecht. Gerade durch die moralische Beschränkung, welches gegen den Sozialdarwinismus steht, konnte sich der Kapitalismus so gut in reformiert geprägten Ländern entwickeln. Die Schattenseiten waren Verletzungen der moralischen Grenzen, die mit der Idee des Überlebens des Stärkeren sogar noch instrumenalisiert wurden. Ein Streben nach Glück, dass auch die anderen nicht vergisst, funktioniert viel besser, als ein rein narzisstisches und egozentrisches Handeln.)

„Viele kleine religiöse Klöster, Ordensgemeinschaften und Kommunitäten funktionieren effektiv ohne Privateigentum, nach streng sozialistischen Prinzipien. Sie zeigen, dass mit einer richtigen Spiritualität sogar der Sozialismus funktionieren kann, zumindest im kleinen Masstab.“ (S. 284) Ich würde noch anfügen: Es gibt auch noch Zwischenlösungen wie die Genossenschaft, welche in der Schweiz eine alte Tradition hat. Die Schweiz selber nennt sich sogar Eidgenossenschaft. Bis heute gibt es kleine und auch sehr grosse Genossenschaften in der Schweiz, die demokratisch wirtschaftliche Ziele für ihre Genossenschafter erreichen. Auch der Verein ist ein Zusammenschluss von Gleichgesinnten. Oft eher im geselligen Rahmen, der aber auch kaufmännische Ziele erreichen kann. Dies wird sogar von Treuhändern in der Schweiz oft vergessen, so stark ist die Fixierung auf Aktiengesellschaften und GmbH’s.

„Habgier ist eine Haltung, in der sich eine mangelnde Gotteserkenntnis widerspiegelt, ein Mangel an Glauben am unseren liebevollen und fürsorglichen himmlischen Vater, ein Mangel an Zufriedenheit und Dankbarkeit. Die Sünde geschieht also im Innern – in unserem Herzen –, bevor sie sich nach aussen hin in der Tat manifestiert.“ (S. 285)

„Korruption wurzelt in dem unbiblischen Gedanken, Macht sei ein Freibrief für persönliche Privilegien“ (S. 286)

„Korruption blühet, wenn wir aufhören, Gott zu fürchten“ (S. 288)

„Die Kommunisten dachten, die Völker durch bewaffnete Revolutionen umwälzen zu können, mussten aber feststellen, dass Revolutionen nicht gleich Reformen sind – so wenig, wie Unkrautjäten dasselbe ist wie Gartenbau. Die Wurzeln der Korruption reichen tiefer als bis zu einzelnen führenden Persönlichkeiten und Regimen.
Durch die Entthronung der Herrscher oder die Zerschlagung eines ‚Systems‘ entsteht selten etwas nachhaltig Gutes. Das Böse wurzelt in unseren Herzen und Gedanken (Markus 7,21). Letzten Endes ist es unser Innenleben – unsere Denkvoraussetzungen und Werte, unsere Weltanschauung, unsere Wünsche, Emotionen und  Einstellungen – sowie unsere Beziehungen, die transformiert werden müssen. Die Kommunisten konnten das Utopia nicht erschaffen, das sie sich erhofft hatten, weil verschiedene Glaubenssysteme zu verschiedenen Resultaten führen.““ (S. 290–291)

Ich würde die Frage stellen, um die Korruption zurückdrängen zu können:

Wie schaffen wir es, das wir aus unserer Schamgesellschaft eine Gesellschaft schaffen, die die Wahrheit und das Recht sucht? In Europa sind (oder vielleicht immer mehr waren) die protestantischen Ländern Gesellschaften, die die Schamgesellschaft hinter sich liessen. Lutheranern mögen dabei eher eine hierarchischere Form angewandt haben, die das Gesetz und die Regierung nahe beieinander sahen und dadurch weniger bis gar nicht Demokratien gefördert haben, während Reformiert geprägte Länder – wie schon der älter Calvin – das Problem auch bei den Regierungen und Königen sah und daher eher Machtkontrollen auch bei den Mächtigen vorsahen und so schlussendlich eher demokratische Formen der Regierungen anstrebten. Zudem betonten Reformierte mehr die allgemeine Priesterschaft der Gläubigen, was die „Laien“ dadurch automatisch viel mehr in alles einbezogen als es Lutheraner taten. Ab 1900 führte das sogar dazu, dass die deutschen Lutheraner die reformiert geprägten Länder wegen ihrer Demokratie angriffen. Sie sahen dieses „Problem“ vor allem in den angelsächsischen Ländern, die durch den Calvinismus geprägt waren. Also gewissermassen:  Calvinismus gleich Demokratie. Mangalwadi ist wohl als Inder, der auch in den USA war, durch dieses christliche Verständnis von Demokratie geprägt und daher differenziert er hier nicht. Dietrich Bonhoeffer behauptete sogar, dass nur die vom Calvinsismus geprägten angelsächsischen Christen Demokratien hervorbrachten, so stark war er als Deutscher von der hierarchischen Prägung geprägt. Dabei vergass Bonhoeffer die Niederlande, die Schweiz und andere Länder. Aber ob lutherische oder reformierte (calvinistische) Reformen, beide erreichten, dass die Scham besiegt wurde und die Freiheit des Rechts die Gesellschaft befreite. Dabei dünkt es mich, dass die reformierte Version etwas näher an der biblischen Wahrheit ist und daher dies noch besser zur Geltung brachte.

Zurück zur Frage: Wie schaffen wir es, die uns versklavende Scham loszuwerden?

Es ist das Kreuz!
(und dazu könnten wir auch Luthers Kreuzestheologie betrachten!)

„Das Kreuz ist das Emblem einer christlichen Kultur. Der Wandel durch das Kreuz begann in England mit der Generation, die die Magna Carta von 1215 verfasste. Henry de Bracton, Englands berühmtester Richter jener Zeit, legte die Bedeutung des Kreuzes aus. Das Kreuz bedeute, so sein Argument, dass Gott wolle, dass auf Erden Gerechtigkeit und Barmherzigkeit herrschen, nicht brutale Gewalt. Gott hätte ja seine Macht auch gebrauchen können, um Satan und seine Werke zu vernichten, sagte de Bracton, aber stattdessen benutzte er das Kreuz, um Satan zu besiegen. Das Kreuz steht unter anderem als Symbol für das Mittel, das Gott anwendet, um die Menschheit von der Sünde, einschliesslich der der Korruption, zu erlösen.“ (s. 291)
Nun vergleicht Mangalwadi auch, wie christliche Länder und islamische Länder mit Korruption umgehen. Dabei geht er auch auf Imran Khan ein, ein pakistansicher Kricket-Star, der zum Politiker wurde. Dabei fällt die Härte des Islams auf. .

„Das Kreuz löst das philosophische Dilemma der hebräischen Propheten auf. Gott ist heilig. Das Moralgesetz ist real. Gott wird über die Sünde richten (und hat über sie gerichtet). Aber der heilige Gott muss die Sünder nicht vernichten, weil Jesus Christus die Sünde der Welt auf sich genommen hat. Vergebung ist möglich. Unser Gewissen muss uns nicht verdammen, denn unser Richter bietet uns Vergebung an. Dank dem Kreuz Christi haben wir jetzt eine feste empirische, historische und philosophische Grundlage dafür, eine absolute Moral zu bejahen, ohne von ebendiesem Moralgesetz verdammt zu werden.“ (S. 294)

„Das Kreuz macht das Dienen zur wahren Quelle der Macht und verwandelt die Demokratie in eine Meritokratie.“ (S. 295)

Jesus gab seinen Jüngern eine ganz andere Macht, als sie es erwartet hätten. Das hat auch etwas mit der Überwindung der Scham zu tun. Nun dürfen wir uns auslachen lassen, weil wir Gott mehr fürchten als die Menschen. Am Kreuz wurden wir von der Versklavung der Sünde und auch von der Versklavung der Scham befreit! Auch dies ist ein wichtiges Verhalten, um die Korruption zu überwinden. Zudem ermöglicht es uns, auch weniger reich zu sein, ohne uns schämen zu müssen. Manchmal kann es heissen, dass wir weniger haben werden, wenn wir nicht korrupt handeln. Daher braucht es diesen Mut und diese Sicherheit.

Mangalwadi spricht nun von den Jüngern von Jesus:

„Die Macht, die er ihnen verschaffen wollte, war nicht die Macht, über andere zu herrschen. Es war auch nicht die Macht, andere auszubeuten und zu unterdrücken. Sondern es war die Macht, sich selbst für andere zu opfern.
Der Apostel Paulus hat das Wesen des Reiches Gottes auf unvergessliche Weise zusammengefasst:

„Seht auf Jesus Christus:
Obwohl er in göttlicher Gestalt war,
hielt er nicht selbstsüchtig daran fest, Gott gleich zu sein.
Nein, er verzichtete darauf
und wurde einem Sklaven gleich:
Er nahm menschliche Gestalt an
und wurde wie jeder andere Mensch geboren.
Er erniedrigte sich selbst
und war Gott gehorsam bis zum Tod,
ja, bis zum schändlichen Tod am Kreuz.    (Philipper 2,5–8)
(S. 297 und 298)

Mangalwadi beschreibt dann, wie er als dreizehnjähriger Junge von Pandit Jawaharlal Nehru, dem ersten Premierminister begeistert war. Dieser Premierminister empfand sein Amt als ‚Erster Diener‘. Das war ein Ausdruck von demokratischer Führung, die durch das Kreuz von Jesus geprägt war. Und das ist ganz unabhängig davon, ob Pandit Nehru Christ war oder nicht. Wahre Demokratie ist viel mehr als demokratische Strukturen. Sie lebt vom Geist des Dienen Wollens. Von Leitern, die gute Hirten sind und dienen. Die ihre Eigeninteressen hinter sich stellen und schauen, was zum Wohle der Gemeinschaft zu tun ist. Eben: Der Erste Diener sein. Das konnte sogar in Preussen ein König von sich sagen, der im engeren Sinne nicht Demokrat war. Jede Demokratie steht in der Gefahr durch den Eigennutz in Unordnung zu zerfallen. So war schon die Demokratie im klassischen Athen nicht nur ideal. Platon war von ihren Schattenseiten so sehr abgestossen, dass er sich eine elitäre Leitung der Fähigsten ausdachte, die von einem Philosophenkönig geführt wird, der der fähigste von allen sein sollte. Das war ein Gegenprogramm zur Demokratie, die sich dann in der Person von Alexander dem Grossen auch verwirklichen liess. Echte Demokratie ist aber noch mehr: Es ist ein gemeinsames Suchen nach der Wahrheit. Eine Form des Gehorsams, wo alle aufeinander hören und – wenn es eine biblisch geprägte Demokratie ist – ein gemeinsames Suchen nach dem Willen Gottes ist. Dazu kann auch gehören, dass eine Person ganz individuell auf der Basis der Bibel sehr kritisch wird. Dieses prophetische Amt finden wir in der Bibel immer wieder: Jemand ohne religiöse und politische Macht trifft die Wahrheit und die Gesellschaft hat nun die Wahl, diese umzusetzen oder eben nicht. Gerade in Schamgesellschaften droht einem solchen Propheten eine grosse Gefahr, da er es wagt die Scham aufzudecken. Das führt manchmal zu Ausgrenzung. Manchmal auch zum Tode des Propheten. Die alten US-amerikanischen Western liessen solche Propheten immer wieder aufstehen, indem einer gegen das Unrecht aufstand, während viele andere sich vom Unrecht gefangen nehmen liessen. Journalisten wären heute ebenfalls Propheten …
 Hier erklärt sich dann auch, war die reformierte Theologie die Demokratie förderte: Jesus Christus sollte regieren und nicht Menschen. Eigentlich sollten Christen gemeinsam auf Gott hören und dann dies umsetzen. In unserer Zwischenzeit wird dies oft zu einer Mehrheitsentscheidung, also eine Demokratie. Doch hinter der Demokratie sollte weiterhin das Streben nach dem gemeinsamen Weg stehen. In unserer Zwischenzeit ist nichts perfekt, was wir Menschen tun, darum brauchen wir für alles die Befreiung und Heiligung durch die Busse. Aber dies lässt uns auch beweglich bleiben und nicht in eine Form der selbstverliebten Selbstgerechtigkeit verfallen. Es schafft Raum für Recht und Gerechtigkeit UND Barmherzigkeit und Versöhnung.

Leider entwickelte sich die Demokratie in Indien nicht in diese Richtung, sondern – laut Mangalwadi – wurde aus der ‚grössten Demokratie der Welt‘ innert 20 Jahren ein „gewaltiger Dschungel voller autoritärer Herrscher, umgeben von Speichelleckern und Mitverschwörern. Wir haben über neunhundert registrierte demokratische Parteien, aber nicht eine davon besitzt eine demokratische innere Struktur. Warum?
Das Evangelium vom Kreuz ist zu uns gekommen, aber uns gefiel das Drehbuch besser, in dem der Held eine Verschwörung ausheckt, um dem Kreuz zu entrinnen und mit dem Schwert zu siegen.
Das Kreuz ist Macht. Aber es ist die Macht des Glaubens, die Macht, den souveränen Gott gut genug zu kennen, um ihm zu vertrauen und sich ihm deshalb unterzuordnen und auf sein Eingreifen zu warten. Das Kreuz ist die Macht, Prinzipien über die Macht zu stellen.“ (S. 298+299)

„Das Kreuz Jesu Christi symbolisiert einen radikalen Individualismus, …“ (S. 299)

„Der Individualismus, den das Kreuz symbolisiert, ist nicht nur radikal, sondern auch radikal anders als da, was sich das säkulare Denken heute darunter vorstellt. Säkularer Individualismus ist Selbstbezogenheit. Das Kreuz ist das Gegenteil davon, denn es bedeutet Verleugnung des Selbst zugunsten der Hingabe an Gott.“ (S. 300)

S 299: Das Kreuz ist die Quelle der Höflichkeit
Seite 300 geht er auf das Kreuz und Leiden ein

„Korruption, das Reich Satans also, sichert ihr Überleben durch Furcht: die Frucht vor Schande, die Furcht vor Verfolgung oder körperlichem Schaden, und an oberster Stelle durch die Furcht vor Martyrium und Tod. Das Kreuz nimmt die Waffe des Reiches Satans und richtet sie gegen ihn selbst. Das Neue Testament erklärt: ‚Die Kinder aber sind wir, Menschen aus Fleisch und Blut. Christus ist nun auch ein Mensch geworden wie wir, um durch seinen Tod dem Teufel – als dem Herrscher über den Tod – die Macht zu entreissen. So hat er alle befreit, die aus Furcht vor dem Tod ihr ganzes Leben hindurch Gefangene des Teufels waren‘ (Hebräer 2,14–15)
(S. 302)

Hier spricht er also den Gegensatz zwischen einer Gesellschaft, die sich vor Schande (oder Scham) fürchtet und eine Gesellschaft, die traditionell ein Schuldbewusstsein hat und sich vom Bewusstsein der Schuld bewegen lässt.

„Als Jesus sagte: ‚Sorget euch vor allem um Gottes neue Welt, und lebt nach Gottes Willen! Dann wird er euch mit allem anderen versorgen‘ (Matthäus 6,55), brachte er uns ein wichtiges Paradox nahe: Wohlstand wird einer Kultur dann zuteil, wenn sie starke Individuen hat, die in der Lage sind, die Schande der Armut auf sich zu nehmen, indem sie Rechtschaffenheit über Reichtum stellen.
Westliche Bibellehrer sagen nichts darüber, wie das Kreuz die Christenheit von der repressiven Kultur der Schande befreit hat. Sie konzentrieren sich auf die Verse, die davon sprechen, dass Jesus unsere Schuld auf sich nahm. Das Evangelium dagegen hat mehr dazu zu sagen. Wie Lukas erklärt, hatte das Kreuz ebenso mit Schande zu tun wie mit Sünde:“ (S. 303 und 304) Nun zitiert er Lukas 22,63–65; 23,11.35–36.38–39)

„Das Kreuz ist ein typischer Ausdruck einer asiatischen Kultur, die Schande benutzt, um ihre Angehörigen zu zwingen, sich einzugliedern und an ihren Kodex anzupassen. Das Neue Testament sagt, dass Jesus, indem er das Kreuz erduldete, die Waffe der Schande in seiner Kultur umdrehte und gegen die Kultur selbst richtete, indem er die Schande ‚nicht achtete‘ (Hebräer 12,2; Elberfelder). Er schämte sich einfach nicht für das, wofür er sich nach dem Willen der Mächtigen hätte schämen sollen. Stattdessen brachte er sie dazu, sich für das zu schämen, wofür sie sich mit Recht schämen sollten. (S. 304)

Wir sollen Jesus nachfolgen, der ‚ausserhalb der Stadt‘ gelitten hat: ‚Lasst uns zu ihm hinausgehen und die Verachtung mittragen, die ihn getroffen hat‘ (Hebräer 13,12–13).“
(S. 305)

„Eine Kultur der Korruption löscht die Unterschiede zwischen Kriminellen, Polizisten, Politkern und religiösen Führern aus! Auch Europas Kirchengeschichte ist voller Päpste und Bischöfe, die Kriminelle und Mörder waren.
Heute darf in der Gemeinde Jesu im Westen der Heilige Geist nur noch als Garant für persönliche Ekstase oder bestenfalls für emotionale Katharsis und körperliche Heilung auftreten. Im Neuen Testament bestand eine Veränderungen, die der Heilige Geist in den Jüngern bewirkte, darin, dass er ihnen die Kraft gab, in der Konfrontation mit dem Reich Satans ihr Kreuz auf sich zu nehmen. Im Garten Gethsemane waren sie vor der Verfolgung geflohen, doch der Heilige Geist verwandelte sie in Märtyrer – in Menschen, die auf Gott zu leben.
Das heutige Kreuzesverständnis im Westen übersieht, dass das Kreuz noch mehr bewirkt, als uns von unserer Sünde und deren Folgen zu befreien. Jesus starb und stand von den Toten auf, ‚um durch seinen Tod dem Teufel – als dem Herrscher über den Tod – die Macht zu entreissen‘. Führende Hindus der Vergangenheit wie Swami Vivekananda empfanden das Evangelium des Westens als abstossend billig: Es schien sich darin zu erschöpfen, dass Jesus starb, damit die Christen umsonst in den  Himmel kommen. Aber wozu forderte Jesus uns auf – zu beten, dass wir in den Himmel kommen, oder zu beten, dass das Himmelreich auf dieser Erde anbrechen möge?“ (S. 305 und 206)

„Martyrium. Das Kreuz ist der Weg ins Himmelreich, wie les dem Tod – der mächtigsten Waffe des Reiches Satans – die Macht nimmt.“ (S. 306)

„Kein Mensch ist mächtiger als derjenige, der aufgehört hat, den Tod zu fürchten. Er geht aufrecht mit dem Schwert über seinem Kopf, mit dem Kreuz auf seinen Schultern.“ (S. 307)

„Ewiges Leben ist kein selbstsüchtiges Ergötzen am Himmel; es ist ein Leben des Konflikts und des Triumphes hier auf dieser Erde, eine Spiritualität, die die Welt auf den Kopf stellt.“ (S. 307)
Das klingt wirklich nach einer Antwort auf meine Frage, warum waren die ersten Christen so viel erfolgreicher? Und warum waren vor 500 Jahren die Reformatoren so einflussreich? Warum gibt es heute Christen, die korrupt leben? Wie ist es möglich, dass es in Brasilien nun so viele Evangelikale gibt und das Land immer noch in der Korruption feststeckt?
Hat der aktuelle Protestantismus, Evangelikalismus einen Teil des Evangeliums vergessen?

„Das Kreuz hat triumphiert, weil es ihm gelang, eine freiwillige Gemeinschaft von Jüngern zu erschaffen – die Gemeinde. Aus diesem Grund gehört zu echter Spiritualität auch eine enorme heilende Wirkung im Bereich der menschlichen Beziehungen.“ (S. 307 und 208)

„Das Kreuz ist die Antithese zum hinduistischen Ideal eines spirituellen Menschen, der der Gemeinschaft entsagt, um sich selbst zu verwirklichen. Die ‚heiligsten‘ Menschen im Hinduismus sind oft diejenigen, die sich so sehr um sich selbst drehen, dass sie nicht einmal mehr mit denen sprechen, die  sie in ihrer Höhle besuchen.“ (S. 308)

Das Ziel müsse es sein, dass nicht nur der Einzelne konsequent lebt, sondern eine ganze Gemeinschaft dies umsetzt. Dazu kann ein Mensch die anderen aufrütteln, indem er konsequent ist und unter der Korruption leidet. „…, wenn nicht eine Gemeinschaft entsteht, die seine Wertvorstellungen teilt und sich durch sein freiwilliges Leiden aufrütteln lässt. So kann sein Leiden zu einem Segen für alle werden, indem es uns aus unserer Apathie reisst.
Natürlich müssen wir als Einzelne zum Kreuz kommen.“ (S. 308 und 309)

„Busse tun heisst um Vergebung für die Sünden bitten, die wir begangen haben. Als Nächstes müssen wir Gottes Heiligen Geist empfangen, damit wir nach seinem Gesetz leben und nicht nach unseren privaten Wertvorstellungen. Gottes Gesetz ist zusammengefasst in dem Gebot, Gott zu lieben mit unserem ganzen Wesen und unseren Nächsten zu leiben wie uns selbst. Busse, Umkehr zu Gott heisst deshalb auch, dass wir mit unseren Nächsten ins Reine kommen.
Wir finden Vergebung für unsere Sünden aufgrund der Gerechtigkeit Christi, nicht unserer eigenen. Aber der Beweis für die Vergebung ist, dass wir auch anderen vergeben, die gegen uns sündigen. Jesus ging sogar so weit, zu sagen, dass wir keine Vergebung bekommen und unsere Anbetung und unsere Opfer nicht angenommen werden, wenn wir nicht zuerst anderen vergeben und uns mit unseren Brüdern und Schwestern versöhnen (Matthäus 5,2–24; 6,14–15) (S. 309)
1.    Johannes 3,10.16–18 geht noch weiter, was wahre Gemeinschaft ist. Daraus legt Mangalwaid aus:
„Der Kampf gegen die Korruption ruft uns dazu auf, unser Kreuz auf uns zu nehmen und zu einer Gemeinschaft zu werden  durch die Bereitschaft, einer dem anderen zu ‚helfen, seine Last zu tragen. Auf diese Weise erfüllt ihr das Gesetz, das Christus uns gegeben hat‘ (Galater 6,2).“

„Warum nimmt die Macht der Finsternis in unserer Welt zu? Ein Grund besteht, wie wir bereits gesehen haben, darin dass viel z viele Leute Spiritualität verwechseln mit ekstatischen Erlebnissen, Meditation ‚innere Einkehr‘ oder auch mit Spiritismus, Astrologie, Numerologie, Handlesekunst und einer fatalistischen Ergebung ans Karma, an das Schicksal.
Jesu dagegen forderte uns auf, zu beten, Gottes Reich möge kommen, und sein Wille möge auf Erden geschehen wie im Himmel.“ (S. 310)

„Das Kreuz ist eine radikale Weigerung, mit den Übeln des gesellschaftlichen Status quo Kompromisse zu schliessen. Es ist eine mit einem hohen Preis verbundene Konfrontation mit der Korruption. Jesu sagte, die Welt hasse ihn, wie er ‚ihr böses Tun beim Namen nenne‘ (Johannes 7,7).“ (S. 311)

Jesus = Friedefürst, Wie passt das nun zusammen? Jesus war kein Friedensliebhaber, sondern ein Friedensstifter. „Ein Friedensliebhaber hält sich von Konflikten fern. Ein Friedensstifter ist zwangläufig auch ein Unruhestifter. Er bringt ein repressives Gesellschaftssystem durcheinander, um ‚alles neu‘ zu machen (Offenbarung 21,5). Jesu sagte: ‚Ich bin gekommen, um auf der Erde ein Feuer zu entfachen. Wie roh wäre ich, es  würde schon brennen! Vorher muss ich aber noch Schweres (das Kreuz) erleiden. Es ist für mich eine grosse Last, bis alles vollbracht ist. Meint nur nicht, dass ich gekommen bin, um Frieden auf die Erde zubringen! Nein, ich bringe Auseinandersetzung‘ (Lukas 12,49–51).
Wenn wir mit der Korruption Kompromisse schliessen, machen wir uns selbst zu Sklaven. Dadurch bauen wir eine Gesellschaft, in der wir nicht einmal die Freiheit haben, ehrlich zu sein. Das Kreuz ist kein passives Akzeptieren des Bösen, sondern eine fruchtlose Opposition gegen das Böse – und ein Akzeptieren der Folgen dieser Opposition.

WARUM vergehen wir uns an unserer eigenen Menschlichkeit, wenn wir den bösen Status quo akzeptieren?“  (S. 311)

(Korruption verwandelt jede Einrichtung von einem Diener in einen Herrn.“ S. 278: Auch darum ist die Korruption so verlockend.)

(Korruption bewertet Beziehung höher als Kompetenz (S. 279).)



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